Auf den Spuren des Uranbergbaus in Tschechien

Am Montag, den 01. Juli 2019, begaben wir uns im Rahmen des Schulprojektes „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ auf die Spur des Bergbaus auf tschechischer Seite und trugen somit unseren Teil zum Antrag auf den Titel „Weltkulturerbe“ bei. Mit dem Auftrag mehr über die Uranerzgewinnung nach dem Zweiten Weltkrieg sowie der Zwangsarbeit Kriegsgefangener und politischer Häftlinge in Erfahrung zu bringen, machten sich 38 Schüler*innen der Klassenstufe 9 pünktlich 07:30 Uhr auf nach Jáchymov.

Nur wenige Städte in der Welt haben so eine große Bedeutung für die Entwicklung des Bergbaus wie „Sankt Joachimsthal“, wie der deutsche Name lautet. Die Stadt, die 1516 in einem Steilhang des Erzgebirges gegründet wurde, gehörte zu den Geburtsstätten der Wissenschaft im Bereich Bergbau, Hüttenwesen und Mineralogie, deren wesentliche Grundlagen im 16. Jahrhundert von Georgius Agricola gelegt wurden.

Direkt am Museum in Jáchymov angekommen, welches extra für unsere Schule seine Tore an einem Montag öffnete, begannen wir unsere Recherche. Mit Smartphones bewaffnet, diesmal schließlich ausdrücklich erwünscht, fotografierten die Schüler*innen eineinhalb Stunden alles Bedeutende, was ihnen vor das Display kam.

Die derzeitige Ausstellung in der ehemaligen Münzanstalt trägt den Titel „Joachimsthal im Spiegel der Zeit“. In insgesamt 15 Sälen konnten sich die Schüler über die unterschiedlichen Erze und Steinproben, den Bergbau an sich, die Geschichte des Talers und die Münzprägung oder die Erzeugung von Urangas schlau machen. Besonders beeindruckend waren die Figuren im Kellergewölbe, welche den Einen oder Anderen zusammenzucken ließen.

In zwei Gruppen eingeteilt erhielten wir anschließend – dank eines engagierten Leiters – interessante Einblicke in den Stollen Nr. 1. Es wurden uns verschiedene Ausbauvarianten, Grubenwagen und Abbautechniken gezeigt. Massive Gitter am Mundloch sowie ab und an im Inneren des Stollen Nr. 1 verursachten bei uns jedoch ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Wir erfuhren, dass bereits während des Zweiten Weltkrieges die ersten Lager mit Kriegsgefangenen und politischen Häftlingen errichtet wurden, welche zum Abbau von Uranerz im Stollen Nr. 1 gezwungen wurden. Noch heute thronen die Wachtürme oberhalb des Mundlochs. Auch die Verbindung zwischen Grube und höher gelegenem Zwangsarbeitslager, die sogenannte „Mauthausener Stiege“, eine drei Meter breite und ca. 260 Stufen lange Treppe, welche zu Zwangsarbeitszeiten mit Elektrozäunen gesichert war, ist noch erhalten.

Einen besonders bitteren Beigeschmack der gesammelten Eindrücke hatte für uns die Information, dass das ehemalige Zwangsarbeitslager heutzutage zu einem Ferien- und Urlaubslager umgebaut wurde. An dem Ort, wo also damals Gefangene unter unmenschlichen Bedingungen gegen ihren Willen festgehalten wurden, verbringen nun Familien die erholsamste Zeit des Jahres.